Das Warten hat nun bald ein Ende, denn schaut man auf den Spielplan der Volleyball-Spielrunde, sieht man die ersten Termine am kommenden Wochenende aufblitzen. Natürlich ist es nur eine weitere Saison von vielen. Schließlich ist man schon lange im Geschäft und jede Saison beginnt irgendwann nach den Sommerferien.
Doch was sich die meisten überhaupt nicht vorstellen können, ist wie viel Arbeit, Gehirnschmalz und Zeit bis zu jenem Moment investiert wurden, wo der erste Ball das Netz überquert. Es ist prinzipiell auch ok, dass eben nicht jeder mitbekommt, was alles hinter den Kulissen zu tun ist, bis die Organisation am Ende steht. Trotzdem muss man es ein wenig nachvollziehen können, um zu verstehen, wieso dieser erste Ballwechsel doch etwas Besonderes ist.
Einer der Hauptgründe für diese viele Vorarbeit bis zum Tag X ist absolut erfreulich. Denn durch unsere beharrliche und kontinuierliche Jugendarbeit haben wir uns in den letzten Jahren etwas aufgebaut, das nun eine gewisse Größe erreicht hat. Gegen die Tendenz, die man von vielen Seiten hört, sind wir gewachsen, haben wir es mit viel Engagement geschafft, Kids in den Volleyballsport zu bekommen und das trotz G8 und allen modernen Begleiterscheinungen jugendlicher Freizeitgestaltung. Es ist nie alles Gold, was da glänzt, aber trotzdem können wir mit etwas Stolz sagen, wir haben da etwas entwickelt, das sich sehen lassen kann. Die Schattenseite der Medaille ist aber auch, dass Zulauf nicht nur positiv ist, sondern dass die Organisation dahinter heute viel mehr Aufwand bedeutet als noch zu Zeiten, wo man sich “nur” um eine Damenmannschaft zu kümmern hatte und da auch nur die Hauptaufgabe bestand, etwas am Leben zu halten, das beim Weggang von zwei oder drei Spielerinnen schon gefährdet gewesen wäre.
Heute hantieren wir mit unhandlichen Excel-Sheets, auf denen Listen mit Namen und Jahrgängen verzeichnet ist. Wer kann wann noch in welcher Jugend spielen? Was macht Sinn? Wie würfeln wir die Trainingsgruppen so geschickt zusammen, dass wir im Gesamten nahe einem Optimalzustand sind? Haben wir die richtigen Betreuer dafür? Welche Konflikte kann es mit Spieltagen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen geben, wenn der Trainer oder die Trainerin selbst noch aktiv Volleyball spielt? Und überhaupt – die Frage aller Fragen: bekommen wir ausreichend und die geeigneten Hallen, damit wir auch Spiele vor heimischer Kulisse austragen können?
Wer würde schon glauben, dass sich am Abend des 31. März diesen Jahrs zum ersten Mal sämtliche Trainer getroffen haben, um erste Vorüberlegungen zur Kaderplanung 15/16 zu machen? Die alte Spielzeit war noch nicht einmal abgeschlossen, noch war unklar, ob die 1. Damen noch aufsteigen würden oder nicht. Trotzdem war schon damals schnell klar, vor welcher Herausforderung wir stehen würden. Einige Abgänge zeichneten sich bereits ab, dazu kam eine große Gruppe von Abiturienten, die naturgemäß vor dem Hochsommer nie wissen können, wohin es sie im Herbst verschlagen wird. Eine schwierige Planungsgrundlage – das war schon damals klar.
So gab es einige auch kontroverse Diskussionen um Ausrichtung und Zielsetzung, um die Förderung von Jugend, um Angebote für Unentschlossene, um die Frage, welche Jugendlichen in den Erwachsenenspielbetrieb eingebunden werden sollen und vieles mehr.
Unvergleichlich aufwändig wird zudem auch die Frage nach den Hallen. Denn wenn der Außenstehende glauben könnte, man beantrage eben die Hallen, die man braucht und bekomme die dann auch, der hat noch nie sich mit dem Thema befasst. Schließlich sind wir nicht die einzigen, die am Wochenende Hallen von der Stadt nutzen wollen und alleine das Finden der richtigen Setzplanposition für alle Erwachsenenmannschaften, um überhaupt Hallen für Heimspiele zu haben, gestaltet sich mehr und mehr zur Herkulesaufgabe.
Natürlich verlaufen die Kaderplanungen parallel zu unzähligen anderen Aktionen. Gerade dieser Sommer war für die Abteilungsleitung besonders arbeitsintensiv, weil sich eine Aktion an die andere reihte und kaum einmal Zeit zum Luftholen blieb. Hier die Ausrichtung eines Beachturniers, da die Teilnahme am Turnier in Holzgerlingen, ein Wochenende beim Regionalspielfest der U13, die Teilnahme am “Lebendigen Neckar”, Staffelsitzungen, neues Spielerpass-System und so weiter und so fort. Kurz: vieles musste parallel be- und vorangetrieben werden, was die Aufgabe nicht leichter machte.
Um die Kaderplanung wurde es naturgemäß im Juni etwas ruhiger. Die neuen Einteilungen waren in Kraft gesetzt, die Gruppen formierten sich, erste positive Signale waren von überall zu hören. Die Planungen schienen in die richtige Richtung zu gehen. Unklarheit herrschte noch immer bei den meisten der Abiturienten – wo bekomme ich einen Studienplatz oder mache ich doch eher noch ein Auslandsjahr oder ein FSJ?
Die Sommerferien brachten für alle die ersehnte Ruhe – unheimlich wichtig, um danach auch wieder mit frischen Kräften loszulegen.
Und jetzt sind es noch zwei Tage bis zum ersten Jugendspieltag und eine Woche mehr bis zum Start bei den Erwachsenen. Spielpläne sind erstellt, Hallen angemietet, Trainingsturniere organisiert oder schon gespielt. Endlich geht die Zeit wieder los, wo man samstags oder sonntags abends gespannt darauf wartet, wie die anderen Mannschaften gespielt haben, wo man von tollen Siegen, aber auch von bitteren Niederlagen hört. Es geht wieder um das allerwichtigste – nämlich den Volleyball-Sport selbst.
Und am Ende ist dieser erste Ball auch nur wieder ein Aufschlag und wer den Spielzug gewinnt, macht nur einen Punkt. Aber wer sich vor Augen führt, welcher Weg bis dahin zu gehen war, der wird es vielleicht sogar nachvollziehen können, wie groß die Spannung vor genau eben diesem ersten Ball ist. Die Funktionäre treten jetzt wieder in den Hintergrund – lasst die Spiele beginnen!