Im Kreis der großen Namen

Natürlich geht es bei den jüngsten Volleyballerinnen vor allem darum, Spaß am Spiel zu entwickeln. Dazu kommen die Grundlagen wie Technik, Koordination, Beweglichkeit, und ein erstes Grundverständnis von Taktik und all die vielen anderen kleinen und großen Dinge, die man zum Start in eine hoffentlich lange Volleyball-„Karriere“ braucht.

Aber was ist schon so ein Sporttreiben, wenn es um nichts gehen sollte. Gewinnen und Verlieren gehört da gleichermaßen dazu und sind wir doch mal ehrlich: Wettkampf mit und gegen andere ist selbst bei den Kleinsten das Salz in der Suppe. Es geht – gerade bei dieser Altersstufe – nicht um Erfolge um jeden Preis, nicht mit einem „grottigen“ Spiel oder ebensolcher Technik – aber ohne Erfolg ist jeder Sport weniger als die Hälfte wert. Wenn es im Spiel gegen andere Teams geht, ist das eben so. Dann geht es um Bälle und Punkte, um Schiedsrichterentscheidungen, um schmerzliche Niederlagen, aber auch um umjubelte Siege.

So auch wieder geschehen mit den Mädchen des Jahrgangs 2003 (und jünger), die in diesem Jahr als U13 für den SSV an den Start gingen. Es war eine Mischung aus nur zwei erfahrenen Spielerinnen, die schon ihre zweite Saison für den SSV spielten und vier Einsteigerinnen, für die das alles komplettes Neuland war. Umso überraschender für alle Außenstehenden, wie schnell sich herauskristallisierte, dass der Abstand zur Verbandsspitze überhaupt nicht so groß ist wie man das erwarten durfte. Im Gegenteil: bis auf den TV Bühl, der ganz vorne souverän seine Kreise zog, war nie ein Gegner auf der anderen Spielfeldseite, mit dem man nicht auf Augenhöhe gewesen wäre. Selbst unsere Brötzinger Freunde erwiesen sich als machbare Aufgaben, wenngleich sich trotzdem nicht immer ein Erfolg einstellte.

Trotzdem war es spannend zu sehen, welche Fortschritte diese jungen Mädchen von Spieltag zu Spieltag machten. Und wenn eine Spielerin fehlte, sprang die nächste in die Presche. Natürlich war es nicht immer so, dass alle ihren besten Tag erwischten. Diese Schwankungen gehören zur Entwicklung solch junger Mädchen einfach dazu. Dazu der scheinbar stetig wachsende Druck von der Schule, mit dem auch jede anders umgeht.

Das erste größere Highlight ereignete sich Anfang Januar auf dem Spieltag in Bühl, als man völlig verdient den Einzug ins Endspiel schaffte. In der Rolle des Außenseiters gegen den Favoriten vom TV Bühl musste der dritte Satz die Entscheidung bringen. Das Spiel hatte so alles, was Volleyball in diesem Alter zu bieten hat. Vier Matchbälle für den SSV wurden nicht verwandelt und am Ende stand ein 16:18, aber was für ein Riesenspiel war das gewesen!

Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, mussten die Mädels bei ihrem letzten Spieltag der regulären Runde erkennen. Mit einem Sieg gegen Brötzingen hätte man im Gesamtklassement der Saison sogar noch Platz 2 errungen. Doch das gehört eben auch dazu, dass nicht alles nach Plan verläuft. Doch die Niederlage war schnell verdaut, denn auch als Drittplatzierte war die Mini-Überraschung perfekt: die Quali zum Regionalspielfest Mitte Juni.

Es war lange Zeit ungewiss, ob dieses tolle Turnier überhaupt würde stattfinden können, weil der eigentlich dafür vorgesehene Verein kurzfristig seine Zusage zurückzog und die Suche von Neuem beginnen musste. Quasi in letzter Sekunde erklärte sich der VC Haslach bereit, das Regionalspielfest auszurichten. Besonderer Reiz: an diesem Tag treffen nicht nur die besten 12 Teams aus Baden-Württemberg aufeinander, sondern parallel dazu findet an diesem Tag sowohl ein Turnier für Mädchen als auch für Jungs statt.

Nun könnte ich viel über den Tag selbst schreiben, über die feierliche Begrüßung, über die Auslosung und die einzelnen Spiele. Das habe ich allerdings bereits in meinem Artikel getan. Was dort aber bewusst weniger zu Wort kommt, sind die vielen Kleinigkeiten rund um das Turnier selbst und auch die sind ein wichtiger Teil vom gesamten Erlebnis.

Da wäre von dem Stolz zu berichten, mit dem unsere Mädchen nicht nur die eigens für den Tag angefertigten Aufwärm-Shirts tragen durften, sondern auch die brandneuen Trikots – erstmals mit dem neuen SSV-Volleyball-Logo auf dem Rücken. Alle waren sie hin und weg, auch die mitgereisten Mamas und Papas. Wie man überhaupt Angelika, Martina und Marius für ihren unermüdlichen Einsatz hervorheben muss. Das nennt man wirklich zu Recht treue Fans!

Natürlich gehört in diese Kategorie auch der Geburtstag unserer Mara, die tatsächlich beim U13-Spielfest ihr 10. Wiegenfest feierte und damit wohl eine der jüngsten Spielerinnen überhaupt im Starterfeld war. Dazu gehört deshalb auch der Moment, als bei der Begrüßung ihr die ganze Halle ein kleines „Happy Birthday“ sang – da wurde sogar Mara ganz rot im Gesicht. Dafür ließen es die gleichen Mädels am Abend auch noch ordentlich krachen – schließlich sollte der Geburtstag angemessen gefeiert werden: mitgebrachter Ghetto-Blaster, reichlich Verpflegung – das musste ein guter Abend werden. Umso unvergessener aber auch der Morgen danach. So früh fühlte sich der Morgen sonst nicht an. Oder wie war das?

Das gemeinsame Frühstück mit viel Nutella in Emilias Gesicht gehört hier ebenfalls hin wie noch viele andere schöne und lustige Kleinigkeiten. Und nicht zuletzt auch die umjubelten Siege des zweiten Tags, als man nicht nur Brötzingen, sondern auch das zweite Team aus Villingen schlagen konnte. Bis zum Moment der großen Siegerehrung, die man feierlicher kaum gestalten kann. Der Ausrichter hatte weder Kosten noch Mühen gescheut und ließ am Ende mit zwei Konfetti-Kanonen Gold-Lametta über alle regnen. Das hatte etwas von Champions-Liga-Finale im Kleinen. Und das war es doch auch ein wenig: hier hatten die besten 12 Teams aus BaWü gespielt und wir waren nicht nur dabei, sondern mittendrin.

Die Heimfahrt war erwartet ruhig – die Körner waren nach diesen zwei Tagen einfach alle.

Das Spielfest ist nun schon ein paar Wochen her, aber eines kann ich jetzt schon sagen. Es hat nicht nur allen Beteiligten unheimlich viel Spaß gemacht, sondern man spürt förmlich, wie alle an diesen zwei Tagen gewachsen sind. Alle haben sie daran geschnuppert, was es heißt, im echten Wettkampf gegen die Besten dabei zu sein und alle haben sie gemerkt, wie viel Spaß alleine daraus entsteht. Unheimlich gestärkt ist auch der Zusammenhalt zwischen den sechs Mädchen, denen dieses Abenteuer vergönnt war. „Wir waren zusammen dabei“ – das spürt man aus vielen Aktionen. Das nimmt euch auch niemand mehr!

Und wenn ich in meiner Volleyball-Karriere als Trainer eines gelernt habe, dann dass diese Mädchen an dieses erste derart große Turnier wohl noch ihr Leben lang denken werden. Es wird hoffentlich nicht die letzte Teilnahme an Regionalmeisterschaften sein, aber das erste Mal ist immer etwas ganz besonderes.