Ein Leben ohne Volleyball?
Es ist jetzt etwas mehr als 6 Wochen her, seitdem unser Leben in Stillstand versetzt wurde. Corona-Ferien und Home Schooling bestimmen seitdem unseren Alltag. Der „Shutdown“ hat fast jeden Lebensbereich erfasst, selbstverständlich auch unseren Sport. Volleyball war einer der ersten Sportarten, die das vorzeitige Ende der Hallensaison ausrief. So traf man sich zwar am Donnerstag, den 12. März noch ein letztes Mal im Kreis der Mannschaften zu einem Training, der anstehende Spieltag am darauffolgenden Wochenende stand da schon auf der Kippe. Schon davor hatte es erste Verunsicherungen gegeben: am Jugendspieltag davor hatte man auf das sonst übliche Abklatschen der Mannschaften schon verzichtet und in der Halle darüber Scherze gemacht, die Bälle jetzt wohl bald desinfizieren zu müssen. Wenn man jetzt hört, dass es im Tennis erste Verbände gibt, in denen man zwar wieder spielen darf, jeder Spieler aber nur „seine eigenen Bälle“ mit der Hand aufnehmen darf, ist das vom damaligen Scherz nicht allzu weit entfernt.
Natürlich war der Abbruch der Saison absolut sinnvoll. Zeitgleich wurden in Deutschland die Schulen geschlossen und viele Bereiche des Lebens eingeschränkt. Und auch wenn die Entscheidungen wirklich alternativlos (auch wenn ich das Wort nicht mag) waren, so darf man doch mit einiger Trauer darauf zurückblicken.
Während die D1 ohnehin sicher auf einem Mittelfeldplatz stand und die D4 in ihrem ersten Jahr kaum auf die Tabelle schaute, stand für D2 und D3 gerade an den letzten beiden Spieltagen noch einiges auf dem Spiel. Vor allem die D3 konnte sich noch große Hoffnungen machen, mit Siegen über die Tabellennachbarn aus Oftersheim und Hohensachsen doch noch den Sprung auf einen zweiten Platz zu schaffen, der in den letzten Jahren häufig zum Aufstieg gereicht hat. Und die Damen 2 hatte ja noch diese eine Rechnung im Stadt-Duell gegen die VSG Mannheim offen. Gegen die hatten die SSV-Mädchen ja in der Hinrunde nicht nur verloren, sondern aufgrund des teilweise unsportlichen Auftritts einiger VSG-Mädchen jede Menge Motivation für eine Revanche angestaut. Das alles fiel nun flach.
Schnell wurde die Frage gestellt, wie der Verband denn mit dieser außergewöhnlichen Situation umgehen würde. Wer darf denn nun aufsteigen, wenn die Runde nicht zu Ende gespielt wird? Recht bald wurde klar, dass es auf diese Frage keine Lösung geben würde, die restlos alle als „fair“ empfinden würden. Es dauerte ein paar Wochen, bis der Verband seine Planung veröffentlichte und die hieß nun mal leider nichts Gutes für die Hoffnungen des SSV. Während bei der D3 der aktuelle Stand (Platz 3) zum Zeitpunkt des Abbruchs als Abschlussplatz festgelegt wurde und damit Aufstiegschancen fast sicher zunichte gemacht wurden, durfte sich die D2 zwar über einen zweiten Platz im offiziellen Abschlussklassement freuen, aber die Enttäuschung kam gleich hinterher: die Regelung des Verbands lief darauf hinaus, all jene Mannschaften aufsteigen zu lassen, die es „aus eigener Kraft“ noch auf Platz 1 schaffen konnten (also ohne auf die Niederlage anderer hoffen zu müssen). Umgekehrt soll niemand absteigen, der es „aus eigener Kraft“ noch von einem Abstiegsplatz hätte schaffen können. So gibt es eine Landesliga, aus der keine Mannschaft absteigt und eine andere (die unserer D1), aus der insgesamt vier Mannschaften aufsteigen. Die Logik ist sicher nachvollziehbar und die Kritik sollte sich deshalb in Grenzen halten. Dass damit sehr ungleich große Ligen zustande kommen, ist damit aber auch klar. Gleichzeitig kam die Ansage, dass eben nur nach dieser Regel verfahren wird und kein Team, das sicher auf Platz 2 oder 3 gelandet ist, als zusätzlicher Aufsteiger nachrückt. Relegationsspiele waren schließlich auch nicht möglich.
Man muss gespannt sein, wie die Ligaeinteilung am Ende aussehen wird, insbesondere wenn die inzwischen üblichen Abmeldungen von Teams dazu kommen. Bei der D1 gibt es beispielsweise die Situation, dass die Plätze 1 bis 4 in die Verbandsliga aufsteigen und die Damen 1 damit als eines der Top-Teams in der nächsten Saison gelten müsste.
Nicht minder schmerzlich – wenn nicht noch gravierender – erwischte es die U14. Im letzten Jahr als U13 schon auf dem Podest der Regionalmeisterschaft, hatte man sich für dieses Jahr wahrlich Großes vorgenommen. Die nordbadische Meisterschaft wurde fast beiläufig mitgenommen und der gesamte Fokus war schon bei dem großen Event: die süddeutsche Meisterschaft am 28.3. in eigener Halle. Dort wollte man dann zum ganz großen Wurf ausholen und sich einen der beiden Plätze ergattern, die zum Start bei einer deutschen Meisterschaft berechtigt hätte. Chancen waren ohne Frage da. Aber das alles fiel nun diesem unsichtbaren kleinen Virus zum Opfer.
Der Abbruch betraf freilich nicht nur das Geschehen an den Spieltagen. Die offiziellen Regelungen untersagten jeden Vereinssport. Hallen waren gesperrt, Sportplätze ebenso. Das Vereinsleben kam zum Erliegen. Nicht nur das: gerade im Vereinssport ist man häufig auf Einnahmen aus Veranstaltungen etc. angewiesen, um überhaupt die laufenden Ausgaben zu decken. Hat man dann sogar hauptamtlich angestellte Übungsleiter oder Mitarbeiter in Geschäftsstellen, entsteht schnell Geldnot. Uns Volleyballer betrifft das nur in sehr kleinem Maß. Einzig die Kosten für Tatjana, unsere FSJ-Kraft, laufen als fixe Ausgaben weiter. Zumindest für den April konnte man den Anteil des Vereins an den Kosten dann sogar offiziell herabsetzen – der Rest wurde durch Fördermittel gedeckt.
Auch unser Projekt „AOK VolleyKids im Quadrat“ fiel der Krise zum Opfer – wie so vieles in diesen Tagen. Die angemeldeten Schulen reagierten mit großem Verständnis und signalisierten allesamt, dass sie auch im nächsten Jahr wieder am Start sein werden.
Ganz untätig waren wir auch nicht bei der Suche nach einem neuen Trainer für die D1. Dort hatte Alex Teske schon länger angekündigt, eine Auszeit nehmen zu wollen. Umso erfreulicher, dass der absolute Wunschkandidat uns dann zu Beginn des „Lockdown“ seine Zusage übermittelte, die D1 zu übernehmen. Martin Wagner – zuletzt Trainer beim Verbandsligisten ASC Feudenheim – würde nun allzu gerne seine Arbeit aufnehmen und mit der Vorbereitung für die kommende Saison anfangen. Wann er das wirklich tun kann, weiß indes noch niemand. Auf jeden Fall freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit ihm!
Ob damit die Trainerplanungen für die Saison 2020/21 schon abgeschlossen sind, ist ungewiss. Im Hintergrund laufen weitere Gespräche. Fix ist allerdings noch nichts. Wie das insgesamt für die Kaderplanungen für die kommende Saison gilt. Sicher ist einiges ohnehin fix, aber bis aus einer langen Liste von Spielerinnen die Kader von vier Damenmannschaften stehen, war noch nie einfach. Und auch die Frage nach den Meldungen im Jugendbereich muss bis Juni beantwortet werden. Da wartet noch jede Menge Arbeit.
Auch unser Hauptverein als ganzes ist von den Maßnahmen erfasst. Nicht nur das Sportgeschehen pausiert, auch Funktionärsarbeit ist erschwert. Laut Vereinsbestimmungen hat zudem zu Beginn eines jeden Jahres eine Mitgliederversammlung stattzufinden, in der sich der Vorstand für seine Arbeit entlasten lässt und ggfls. neue Vorstände gewählt werden. So hat sowohl der 1. Vorstand als auch der Vorstand Finanzen seinen/ihren Rückzug von ihren Ämtern angekündigt. Aber wie spricht man Kandidaten an, wenn man keinen Kontakt zu anderen Menschen haben darf? Und wie soll eine satzungsgemäße Versammlung der Mitglieder ohne persönlichen Kontakt aussehen? Für letztes Problem wurde bereits von Seiten der Stadt signalisiert, dass man auch mit einem verspäteten Termin agieren darf. Wann das aber möglich ist, kann heute niemand vorhersagen.
Die gerade erst verkündeten ersten Lockerungen in der Bewältigung der Corona-Krise lassen schon bei so manchem die Hoffnung auf eine schnelle Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs aufkommen. Wenn man den Informationen aus Verbandskreisen glauben schenken kann, ist mit einer schnellen Wiederaufnahme im Bereich von Hallensport allerdings nicht zu rechnen. In Gesprächen mit den Behörden arbeitet der Sport scheinbar an einzelnen eng gefassten Ausnahmeregelungen, die sich auf „Sport im Freien“ beziehen. In einer kürzlichen Mail wurde sogar explizit darauf hingewiesen, dass sich das mit Krisenbeginn verkündete Saisonende ausschließlich auf die Hallenrunde bezogen hatte und der Verband zumindest noch nicht ausgeschlossen hat, dass es noch Meisterschaften im Beach-Volleyball geben kann. Wie wahrscheinlich das ist, muss man bezweifeln, wenn man gleichzeitig sieht, wie vorsichtig die Behörden jetzt wieder Schulen öffnen. Und wenn man hört, dass uns Mundschutz und Kontakteinschränkung noch bis 2021 begleiten werden, komme zumindest ich manchmal ans Zweifeln, wie selbst eine Hallenrunde 2020/21 überhaupt aussehen soll.
Zum Abschluss vielleicht noch ein paar ganz persönliche Worte. Für uns alle ist Volleyball eine, wenn nicht die herrlichste Nebensache, die eben neben Schule, Ausbildung oder Beruf läuft. Sicher kostet das uns alle viele Stunden und manchmal auch viel Energie. Was stellen wir in unserem doch recht kleinen Verein in so einer Saison nicht alles auf die Beine? Wie viele Gespräche führt man – mit Spielerinnen, Eltern, anderen Trainern, mit Sponsoren oder im Verband? Wie viele auch strittige Themen gilt es zu bearbeiten und wie genervt ist man auch mitunter, wenn nicht alles so läuft, wie man es gedacht hat? Und jetzt? Vermisse ich genau das! Natürlich geht das Leben auch ohne Volleyball, aber es ist einfach nicht dasselbe. Es fehlt der Kontakt zu den vielen lieben Menschen, die man im Volleyball unweigerlich trifft. Mir fehlen meine Mädels und ihr „Eiskalt!“ oder das ohrenbetörende „Viva-la-Bämm!“ Es fehlt dieses Gemeinschaftsgefühl, wenn man mit einer Mannschaft unterwegs ist und zusammen Siege holt … oder eben auch Niederlagen. Es fehlt das Mitfiebern und das Mitfreuen. Ich sag es einfach frei raus: hoffentlich hat diese unwirkliche Zeit nur bald ein Ende. Denn ein Leben ohne Volleyball ist eben doch nur theoretisch möglich.
Bleibt alle gesund!