Kampfgeist pur
Allen war klar, dass nach dem gefühlt abgeschenkten Hinspiel, im erneuten Aufeinandertreffen mit den jungen Damen aus Wiesloch eine Korrektur anstehen sollte. Doch niemand rechnete mit einem solchen Krimispiel.
Als Auswärtsmannschaft in der eigenen Halle, war man in der ersten Begegnung zwischen dem Ausrichter Wiesloch und den Damen aus Hohensachsen zum Zusehen bzw. Pfeifen verdammt. Doch zum Glück währte dies dank der deutlich Überlegenheit der Vorderkraichgauerinnen nicht lange und so stand nach einer guten Stunde das 3:0 für die TSG fest. Nach ausgiebigem Warmmachen und Einspielen hieß es nun: Knieschoner hoch und Volldampf ins Spiel!
Jedoch gelang dies nur bedingt. Zwar konnte man die Aktionen des SSV nicht wirklich als schlecht bezeichnen, doch war die nötige Konstanz einfach nicht gegegben. So folgten sehenswerten Abwehr- un angriffszüge zu oft einfache Annahmefehler und drucklos bis fehlerhafte Dankeballsituationen. Die Folge war ein gefühlt etwas zu deutliches 16:25.
Leicht verbessertes Bild in Durchgang zwei. Die Fehlerquote aus dem Spiel heraus sank, doch noch war die Annahme zu ungenau und daraus resultierend die spielzugentscheidenden Angriffsmöglichkeiten zu gering. 18:25 hieß es mit dem Seitenwechsel.
Nicht in allen Gesichtern war die unbedingte Überzeugung zu erkennen, als Coach Alex die Ansage für „die nächsten 3 Sätze“ machte. Und doch: Der Wille, das eigene Können endlich mal vollumfänglich zu zeigen, war deutlich zu spüren. Ergänzend sollte eine Änderung auf der Zuspielposition die Gegnerinnen vor neue Aufgaben stellen.
Und der Schalter wurde tatsächlich umgelegt. Spielzug um Spielzug zog man dank toller Aktionen und grandioser Ballwechsel davon. Doch auch die gegnerischen Mädels hatten durchaus Qualität in ihren Reihen und so stand nach einem Satz, der von vielen tollen Spielszenen geprägt war, letztlich ein 25:23 für den SSV auf der Anzeigetafel.
Hinein in Durchgang 4. Und nun schienen die Vogelstängler Damen so richtig im Spiel angekommen zu sein. Das zuvor schon wirklich gute Spiel wurde nun zumindest phasenweise fast schon dominant geführt. Sichere und gleichzeitig druckvolle Aufschläge sorgten dafür, dass das gute Wieslocher Angriffsspiel nicht richtig zum Zuge kommen konnte. Und geschah dies doch einmal, war die Abwehr zur Stelle und brachte die Bälle zumindest noch verwertbar zum Zuspiel. Zum ersten Mal war nervöse Unzufriedenheit bei gegnerischem Trainer und dem großen Anhang der Wieslocherinnen zu merken. Doch alle Maßnahmen nutzen nichts. 24:17 stand es und alle machten sich zum Seitenwechsel bereit. Jedoch zitterten auf einmal die Finger und Punkt um Punkt näherte sich Wiesloch an. Beim Stand von 24:23 schwante den SSV Fans nichts Gutes, ein beherzter Angriff über die Mitte sorgte jedoch für befreiten Jubel.
Tiebreak Zeit in der Bertha Hirsch Halle. In der Vergangenheit nicht immer zentrale Stärke des SSV fand man sich folgerichtig ohne wirklich erkennbaren Grund beim Stand von 2:9 und in einer Auszeit wieder. Welch Worte auch immer Coach Alex fand, sie wirkten. Und wie! Was folgte war eine wahrhaft heroische Aufhollleistung der gesamten Mannschaft.
Kein, und wirklich kein einziger Ball wurde dem drohenden Bodenkontakt preisgegeben. Jeder kämpfte für und mit jedem. Unter orkanartigem Anfeuerungsgebrüll aus beiden Fanlagern entwickelte sich eine Schlussphase, die deutlich über dem Durchschnittsniveau dieser Spielklasse lag. Nicht jede Handlung war genial, aber die Summe der hochwertigen Aktionen ließ doch ein berechtigtes Staunen zu. Und Punkt um Punkt holte der SSV auf, ging beim 12:11 erstmals in Führung und nutzte das Momentum. Emotionaler Ausnahmezustand, als der letzte Ball von Anas in der gegnerischen Hälfte zum 15:12 einschlug. Coach Alex musste mehr als nur ein Tränchen unterdrücken als er im abschließenden Spielerinnenkreis diese Leistung würdigte.
Auch wenn dies natürlich nur ein Sieg war, und die Tabellensizuation noch immer nicht rosig ist, zeigte dieses Spiel doch, zu was die Mannschaft in der Lage ist. Wenn eine solche Leistung auch in den folgenden Spielen wiederholt werden kann, ist alles noch möglich!