Stille Nacht, eisige Nacht
Die Kirchturmuhr im benachbarten Wallstadt schlägt gerade Mitternacht. Die eisige Kälte hat das Land fest im Griff. Tief mit Schnee bedeckt herrscht überall vorweihnachtiche Stille. Überall?
Nicht überall! In einer kleinen, aber feinen Sporthalle auf der Vogelstang fiebern zu dieser Zeit einige müde, aber freudig erregte Volleyballer der ersehnten Bescherung entgegen, die den traditionellen Abschluss eines langen Sporttages bringen soll.
Applaus brandet auf, als der Zeremonienmeister – endlich – mit seiner Ansprache beginnt. Die Spannung ist förmlich zu spüren. Doch sind es nicht 24, sondern gleich 54 Türchen, die geöffnet sein wollen bis zum großen Finale.
Keine 30 Stunden zuvor hatte der Winter in Mannheim Einzug gehalten. Zuerst nur zögerlich, doch mit jeder Minute kräftiger fallen die Schneeflocken vom Himmel. Würde es nun doch noch eine weiße Weihnacht werden? Das ist die Frage, die die Veranstalter des Glühweincup zu diesem Zeitpunkt sicherlich am wenigsten beschäftigt. Vielmehr steigt die Sorge, ob die Teilnehmer auch bei diesen winterlichen Verhältnissen die Anreise nach Mannheim auf sich nehmen würden.
Knapp 16 Stunden davor wirft man einen ersten müden Blick in die tief verschneite Landschaft. Das Quecksilber schafft es gerade einmal bis zur -14. Eisblumen schmücken die Fenster, die Straßen tragen eine dickes, weißes Kleid. Eigentlich eine traumhafte Winterkulisse.
Die Uhr zeigt inzwischen kurz vor 10. Für 11 Uhr ist der offizielle Startschuss geplant. Sicher wird man die Tradition wahren und das erste Spiel kaum vor halb zwölf anpfeifen. Und doch beschleicht den einen oder anderen die erste Unruhe – noch hat kein einziger Teilnehmer den Weg in die kalte Halle gefunden.
Der Zeiger der Uhr in der Sporthalle bewegt sich bedächtig auf viertel vor zwölf. Es gibt keinen Zweifel mehr: die Show kann beginnen. Fast alle haben Eis und Schnee getrotzt und unter Zuhilfenahme sämtlicher technischer Möglichkeiten den Weg auf die Vogelstang auf sich genommen. Ein Blick in die erwartungsfrohen Gesichter der gut 100 Teilnehmer zeigt auch dem letzten noch, warum es sich Jahr für Jahr lohnt, die Organisation dieses Traditionsturniers auf sich zu nehmen. Und jetzt geht es endlich los!
Draußen ist es inzwischen schon lange dunkel geworden, als die fünfte und voraussichtlich letzte Spielrunde eingeläutet wird. Die Hallenuhr zeigt halb neun. Gleich vier Mannschaften sind noch ohne Niederlage geblieben, die meisten anderen haben aber längst mit Zählen aufgehört und sich den eher sozialen und nahrungstechnischen Aspekten der Veranstaltung gewidmet.
Zurück zum feierlichen Abschluss. Es wird halb eins – die Spannung ist kaum noch zu ertragen. 9 – 8 – 7 – 6 – 5 – 4 – 3. Würde es das Mannheimer Team „Sekt und Selters“ abermals schaffen, den Cup zu holen? Oder sollten die Pfälzer Glühweinkappen noch in letzter Sekunde aufs oberste Treppchen springen? Fünf läppische Ballpunkte entscheiden am Ende. Jubel bricht aus, als die Zweitplatzierten aufgerufen werden. Es ist das Team „Sekt oder Selters“, das GWC-Urgestein Jürgen Keith trotz des Ausfalls seiner eigentlichen Partnerin Conny Mayr (gute Besserung!) verlustpunktfrei durchs Turnier brachte.
Ruhm, Ehre und Titel „Sieger des Glühweincup 2009“ gebühren jedoch den Glühweinkappen, jenen sympathischen Stammgästen beim alljährlichen Glühweincup auf der Vogelstang.Das Licht in der Halle ist längst erloschen, die letzten Kuchenreste entsorgt, die letzten Salatschüsseln verteilt, die letzten Volleybälle verstaut. Der kleine Zeiger nähert sich gefährlich der Zwei, als sich der Schlüssel der Halle im Schloss dreht. Kalt ist es draußen. Stille Nacht, eisige Nacht. Und doch fährt man mit dem warmen Gefühl nach Hause, wieder einmal einen gelungenen Glühweincup erlebt zu haben.