U15 bei der DM in Hamburg
Quasi in letzter Minute hatten die U15-Mädchen die Nachricht von der DVJ erhalten: als Nachrücker war man ins Startfeld der Deutschen Meisterschaften in Hamburg gekommen.
Das erstmalige Erreichen einer Deutschen Meisterschaft einer SSV-Mannschaft bescherte zunächst eine Menge logistischer Herausforderungen. Eine der größten war natürlich die Frage, wie Mannschaft und Betreuer nach Hamburg kommen würden – denn Hamburg war zum zweiten Mal in Folge Ausrichter dieses noch relativ jungen Beachvolleyball-Wettbewerbs.
Aber das alles sollte die jungen SSV-Sportlerinnen nur am Rande interessieren. Für sie stand die Teilnahme an der Meisterschaft ganz im Mittelpunkt. Die Anspannung unter den Mädchen war seit Bekanntwerden der Qualifikation täglich gestiegen und kulminierte zum ersten Mal, als Organisatoren, Vertreter des Verbands sowie der Stadt Hamburg am Abend der Anreise die Teilnehmer aus allen Ecken Deutschland offiziell begrüßten.
Die Vorrunden-Gruppe des SSV war schon tags zuvor per Mail verkündet worden: nach dem Auftaktgegner DJK TuSa Düsseldorf warteten mit dem VC Freudental und SC Potsdam gleich zwei Top-Favoriten auf die Meisterschaft.
Anders als man das üblicherweise kennt, soll der Modus bei der U15 eine Art Übergang vom 4-gegen-4, wie man es bei der U14 in der Halle spielt und dem „großen“ Beach-Volleyball im 2-gegen-2 darstellen. Treten bei der U15 zwei Vereine gegeneinander an, stehen bis zu insgesamt sechs Spielerinnen in der Aufstellung. Aus diesen Spielerinnen werden zwei 3er-Teams gebildet. In der Abfolge einer Begegnung zwischen zwei Vereinen spielen dann zunächst die 3er-Teams jeweils einen Satz gegeneinander, wobei aber immer nur zwei Spielerinnen auf dem Feld stehen und eine Spielerin zum Auswechseln dabei ist. Sind diese beiden Sätze gespielt, kommt es zu zwei weiteren Sätzen im Modus 4-gegen-4 (mit bis zu zwei Auswechselspielerinnen). Steht es danach 2:2 nach Sätzen, muss ein „Golden Set“ entscheiden, der wieder im 2-gegen-2 gespielt wird.
Am Morgen des ersten Turniertags stand für den SSV die erste Partie des Turniers an. Man konnte die Nervosität des 2er-Teams Lenja/Hanna förmlich greifen, als endlich die ersten Ballwechsel ausgespielt wurden. Düsseldorf spielte einerseits unauffällig und unspektakulär, andererseits aber auch ruhig und äußerst stabil. Nach einer frühen Führung für den SSV setzten sie sich infolgedessen immer besser durch und gewannen letztlich verdient diesen ersten Satz. Im zweiten Satz sollten Sinah und Amelie es besser machen. Von Nervosität kaum eine Spur legten die Mädels toll vor. Das zweite Düsseldorfer Pärchen streute auch immer wieder kleine Eigenfehler ein, sodass der SSV bis zum Schluss vorne lag. Eine kurze nervöse Phase zum Satzende dauerte zum Glück nicht allzu lange und mit 21:19 wurde der Sieg für den SSV eingefahren. Und auch im Spiel 4-gegen-4 sah alles über weite Phasen nach einer offenen Partie aus. Doch fehlte dem auf dieser Bühne unerfahrenen SSV-Team in den wichtigen Momenten der letzte Mut, eigene Aktionen durchzuspielen und das wird auf diesem Niveau gnadenlos ausgenutzt. Am Ende unterlag man in zwei knappen Sätzen. Schade, dass man die durchaus vorhandenen Chancen nicht konsequenter für sich genutzt hat. Da wäre mit etwas Glück auch mehr drin gewesen.
Die Voraussetzungen im zweiten SSV-Spiel waren hingegen ganz andere. Nun hieß der Gegner SC Potsdam – eine Mannschaft, die schon bei der Begrüßung am Abend zuvor viele Blicke auf sich gezogen hatte. Optisch glichen die Potsdamer Mädchen eher 17- oder 18-jährigem Spielerinnen – sowohl was die Athletik betraf, aber auch im Gesamtbild wirkten sie nicht wie Mädchen „unter“ 15. Die beiden 2-gegen-2-Sätze waren entsprechend einseitig zugunsten Potsdams, wenngleich gerade das erste SSV-Team hier vermutlich die beste Leistung des Turniers zeigte. Gerade im 4-gegen-4 konnte der SSV für sich ausnutzen, dass die Mädchen fast alle noch aus der U14 stammen und das 4er-System noch perfekt verinnerlicht hatten. Das half zumindest insofern, als dass die beiden Sätze über lange Zeit ausgeglichen blieben. Einzelne harte Angriffsaktionen von Potsdam konnte man wegstecken und brachte mit so manchem eigenen Angriff den Gegner auch mal in Verlegenheit. Letztlich kam man aber nie wirklich in die Nähe eines Sieges und musste so zum Ende von Tag 1 die zweite Niederlage einstecken.
Der dritte und letzte Vorrundengegner kam vom Württembergischen Meister des VC Freudental – sicher auch eine fast unlösbare Aufgabe, hatte Freudental doch am Tag zuvor in einem hochklassigen Match nur knapp gegen Potsdam verloren. Nun bemerkte man bei so mancher Spielerin auch den steigenden Respekt. Dazu kamen absolute Top-Leistungen der Gegner, sodass es nach den ersten beiden Sätzen bereits 0:2 aus Sicht des SSV stand. Sicher unterschätzte Freudental ab diesem Moment ein wenig den Gegner. Jedenfalls legte der SSV im 4-gegen-4 los wie die Feuerwehr. Schnell lag man vorn und machte auch keine Anstalten, sich diese Führung noch einmal nehmen zu lassen. Fast sensationell gelang der Satzerfolg – nun stand es 1:2 und mit einem weiteren Satzerfolg hätte man zumindest den Entscheidungssatz erzwingen können. Aber wie schon am Tag zuvor gelang es dem SSV auch in dem folgenden Satz nicht, das Spiel mutig weiterzuspielen. Aufschläge gingen ins Aus, ebenso wie gut herausgespielte Angriffe. Dazu gesellte sich eine kurze Phase mit Annahmeproblemen – schneller als erhofft war die Satzniederlage besiegelt und damit auch die dritte Niederlage im dritten Spiel.
Als Vorrundenvierter schlug nun der Turniermodus voll zu. Denn während alle anderen in Überkreuzspielen. Noch die Chance auf eine Orientierung nach weiter oben im Klassement hatten, stand für den SSV nun fest, dass man unter den insgesamt vier Viertplatzierten die Plätze 13 bis 16 auszuspielen hatte.
Dass es dabei am Nachmittag des zweiten Tags zum Schwesternduell mit der zweiten Mannschaft des Nordbadischen Kaders kam, war Ironie des Schicksals. Das umso mehr, als auch in deren Reihen zwei SSV-Nachwuchskräfte ihre ersten Einsatzzeiten auf große Bühne bekamen und somit auf beiden Seiten des Netzes SSV-Spielerinnen agierten. Die Konstellation war derart ungewohnt, dass der SSV seltsam gehemmt ans Werk ging. Während das erste 2-gegen-2-Spiel noch relativ souverän gewonnen wurde, musste man im 2. Satz gar Satzbälle abwehren, ehe man mit 22:20 auch diesen Satz für sich entschied. Im anschließenden 4-gegen-4 war von den anfänglichen Problemen nichts mehr zu spüren, sodass man beide Sätze relativ souverän für sich entschied. Damit stand der erste Sieg einer SSV-Mannschaft bei einer deutschen Meisterschaft fest und – noch viel wichtiger -, dass man eben nicht als Letzter die Heimfahrt antreten würde.
Den Abend nutzte das SSV-Team für eine kleine Stippvisite in der Hamburger City. Mit der S-Bahn ging es in die Nähe der Elbphilharmonie, die man dann bei untergehender Sonne und wirklich einzigartiger Stimmung sogar noch in luftiger Höhe besichtigen konnte.
Am Morgen des dritten Turniertags hieß es zunächst Abschied nehmen von der lieb gewonnenen Unterkunft in der Nähe der Wettkämpfe. Das musste ausgerechnet zu völlig unchristlicher Zeit für einen Sonntag geschehen, denn für 9 Uhr war bereits das letzte Spiel für den SSV angesetzt. Als Gegner im Spiel um Platz 13 wartete der Südbadische Vizemeister vom FT 1844 Freiburg – auch ein unbekannter Gegner, hatte man doch in der Halle sowohl bei der U14 als auch bei der U13 bei den Regionalmeisterschaften jeweils Freiburg schon gesehen. Hier stand also im jedem Fall eine Menge Qualität auf der anderen Spielfeldseite.
Bei empfindlich frischen Temperaturen von unter 15 Grad startete die Begegnung für den SSV eher bescheiden. Im 2-gegen-2 lief beim SSV kaum etwas zusammen. Lag es an der frühen Ansetzung oder doch daran, dass die Nervosität gegen einen Gegner auf Augenhöhe größer ist? Das erste 2er-Team des SSV brachte kaum etwas zusammen und musste eine schmerzliche 6:21-Niederlage einstecken. Das 2. SSV-Team war dagegen mindestens ebenbürtig und doch gelang Freiburg gerade am Ende die entscheidenden Punktgewinne, sodass der SSV mit 18:21 unterlag. Fast schon trotzig ging man nun ins 4er-Spiel. Schließlich wollte man es allen zeigen, was man drauf hat. Das gelang zumindest phasenweise und brachte auch den erhofften Satzgewinn im ersten Durchgang. Leider ging am Ende irgendwie die Puste aus und man verlor den Satz und damit die Begegnung mit 1:3.
Ohne Frage war das erstmalige Auftreten einer Mannschaft des SSV Vogelstang auf nationalen Titelkämpfen ein rundum gelungenes Unternehmen. Der SSV hat sich alles in allem hervorragend verkauft und kam als 14.ter eines Startfelds mit 16 Teams nicht als Letzter nach Hause. Die Auslosung in der Vorrunde darf hingegen als Pech beschrieben werden. Im Kreis der Teilnehmer galt die Gruppe schnell als die Todesgruppe: im Abschlussklassement landeten die Vorrundengegner des SSV auf den Plätzen 1, 3 und 6 und zählten damit auch beim Turnier zu den Top-Teams. Dass man gegen den späteren deutschen Meister, dem VC Freudental, sogar das Kunststück schaffte und einen Satzgewinn verbuchte, wiegt noch einmal mehr. Dazu kommt jede Menge wichtiger Erfahrungen für den weiteren volleyballerischen Werdegang aller SSV-Teilnehmer. Mit Lenja, Lina und Amelie sind zudem drei der fünf SSV-Spielerinnen altersmäßig auch im nächsten Jahr noch für die U15 startberechtigt – man wird also auch in 2019 ein Auge auf die nationalen Meisterschaften werfen.
Nicht unerwähnt bleiben sollte – wie oben bereits erwähnt – die Teilnahme von zwei weiteren SSV-Spielerinnen bei der Meisterschaft und zwar im Trikot des VCO Rhein-Neckar. Die beiden 2007er-Jahrgänge Julia und Lotta können rein rechnerisch noch drei Jahre bei der U15 an den Start gehen. Das zeigt ein weiteres Mal den starken Unterbau des SSV, der alle sehr optimistisch in die Zukunft blicken lässt.
Last but not least gilt großer Dank und herzliche Gratulation auch an Nachwuchs-Coach Nadine, die als Trainerin schon mit der U16 in der abgelaufenen Hallensaison ihr Können unter Beweis gestellt hat und in Hamburg die Geschicke der SSV-Mannschaft leitete.