Abenteuer Tuttlingen
Als sich die Verantwortlichen beim SSV dazu entschlossen, zum ersten Mal am traditionsreichen Turnier in Tuttlingen teilzunehmen, wusste keiner so recht, worauf man sich einließ. Aber spätestens, als man in der proppenvollen Mühlau-Halle den Einlauf der Mannschaften erlebte, war jedem klar: das wird eine ganz besondere Nummer.
Aber bevor das Turnier starten konnte, musste man sich Gedanken machen: wie kommt man mit über 20 Jugendlichen nach Tuttlingen? Haben wir genügend Zelte? Wie verpflegen wir die Spielerinnen und Betreuer? Schnell wurde klar, dass man sich auf die Eltern unserer Volleyball-Mädchen verlassen konnte: die Bereitschaft, die Kinder mit den eigenen Autos nach Tuttlingen zu bringen, war riesig – die meisten wollten ohnehin auch über Nacht dabei bleiben, um ihre Mädels anfeuern zu können. Und auch das Zeltproblem war keines: zwar hätten schon die Zelte ausgereicht, die zur Verfügung standen. Es erwies sich dann auch im Nachhinein als Glücksgriff, dass man für die vier gemeldeten Mannschaften Mannschaftszelte beim Stadtjugendring auslieh und die Kinder nicht auf die Zelte mit ihren Eltern verteilte.
Die Vorhut bildete Jugend-Coach Andreas Neßler: eigentlich beabsichtigte er, schon am Vorabend in Tuttlingen einzutreffen, um die Lage besser zu sondieren und einen guten Zeltplatz für den SSV zu reservieren. Doch die Gemeinde Tuttlingen verweigerte die Zustimmung zu einer Übernachtung und so musste er in aller Herrgottsfrühe die Reise an die obere Donau antreten.
Als der Tross der 20 Spielerinnen, den weiteren Betreuern sowie der mitreisenden 12 Eltern in Tuttlingen ankam, war alles bestens vorbereitet. Der Zeltaufbau war im Nu erledigt und die erste Erkundung von Halle, Umgebung und Spielplan stand an.
Ein riesiges Zeltlager war binnen weniger Stunden von den teilnehmenden 108 Mannschaften aus dem Boden gestampft worden und man konnte zum ersten Mal erkennen, dass hier das größte Jugend-Volleyball-Turnier Süddeutschlands bevorstand.
Die Ungeduld wuchs langsam – jetzt könnte es doch endlich mit dem Volleyball losgehen! Die Menschenmassen waren beeindruckend, die da in die Mühlau-Sporthalle zur Begrüßung strömten. Die Ränge waren voll besetzt, als der Veranstalter mit der Zeremonie begann. Besonders stimmungsvoll wurde es, als die Vereine nacheinander aufgerufen wurden und von der Tribüne in die Halle einliefen. Was für ein buntes Bild mit ein paar Hundert Volleyball-begeisterten Kindern und Jugendlichen, die sich da so versammelt hatten.
Beeindruckend auch die Leistungen, die bei den einzelnen Vereinen während ihres Einlaufs genannt wurden – reihenweise Meistertitel in ihren Verbänden, viele mit Teilnahmen an den deutschen Meisterschaften. Klar: hier war Klasse am Start. Das sah man auch teilweise auf den ersten Blick – insbesondere bei den Jungs, wo so mancher U16-Schlacks auf die kleinen U13-Mädchen hinunterblicken musste.
Um die Masse der Spiele überhaupt in zwei Tagen über die Bühne zu bringen, hatte der Ausrichter die Spiele in gleich drei Hallen verteilt, die alle nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt liegen. Ein negativer Effekt davon war allerdings, dass man von den Spielen in den anderen Hallen kaum etwas mitbekam, da der Spielplan kaum Freiräume ließ. Am ersten Tag „erwischte“ es beim SSV die U16/2, die in einer „Außenhalle“ ihre Spiele bestritt, während die drei anderen Mannschaften in der Mühlau-Halle selbst spielten.
Es war schon fraglos aufregend und so brauchten die SSV-Teams auch einige Bälle, bis sie wirklich im Turnier ankamen. Die U13/1 lag beispielsweise schnell mit 0:10 in ihrem ersten Spiel zurück, ehe sie sich besann und den Satz noch für sich entschied. Aber nach einigen Spielen war klar, dass ein Turniersieg möglicherweise nicht möglich war, man sich aber vor keiner der anderen Mannschaften zu verstecken hatte. Nur von der U16/2 in der Außenhalle hörte man, dass man sich schwer tat und noch immer auf den ersten Erfolg wartete.
Kurz vor sieben waren die letzten Partien des Tages gespielt. Langsam trudelten die Spielerinnen und Betreuer wieder im Zeltlager an. Einige gingen noch ins benachbarte Fun-Bad „TuWas“, andere begaben sich direkt unter die Dusche. Das Wetter hatte es einerseits gut mit dem SSV gemeint – es war trocken geblieben und das war eine Menge wert. Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es allerdings empfindlich kühl. Zeit für das Abendessen.
Alles war bestens vorbereitet: zwei Grill hatten im Kofferraum die Reise nach Tuttlingen mitgemacht, Kohle war auch vorhanden – der Plan war eigentlich perfekt. Doch leider machte die Verwaltung in Tuttlingen abermals einen Strich durch die Rechnung: Grillen, so erfuhr man, sei auf dem gesamten Zeltplatz nicht erlaubt. Da half alles Ärgern nichts – eine Großbestellung beim Ausrichter nach Gegrilltem musste aufgegeben werden. Es war ein langer Tag für alle gewesen, bis endlich das Essen eintraf. Und während die Größeren sich in ihr Zelt zurückzogen und die Eltern und Betreuer mit Pullis und Jacken der Kühle trotzten, vergnügten sich die Jüngsten bei der Kinder-Disko, die sich mit zunehmender Uhrzeit immer mehr füllte.
So dauerte es bis kurz nach Mitternacht, bis auch die letzten Spielerinnen sich in ihre Schlafsäcke einmümmelten – in der irrigen Hoffnung, jetzt doch bald Ruhe zu finden. Es war eine kalte Nacht (7 Grad), die mit dem Aufgehen der Sonne um kurz nach fünf auch für die meisten schon wieder vorbei war. Schon um viertel vor sieben hatte sich eine lange Schlange vor dem Einlass zum Frühstück gebildet. Kurz vor sieben war endlich Einlass.
Doch wer jetzt dachte, dass die Mädchen nun groggy auf dem Volleyballfeld herumkriechen würden, wurde ab 9 Uhr eines besseren belehrt. Mit vollem Einsatz und Elan gingen die SSV-Teams in den zweiten Tag – alle mit dem festen Ziel vor Augen, heute keine Punkte herschenken zu wollen. Respekt!
Da keine der SSV-Mannschaften den Einzug ins Viertelfinale geschafft hatten, war mit dem Spielen schon um die Mittagszeit zu Ende. Man hatte sich mehr als tapfer geschlagen und war in der Gesamtbilanz des zweiten Turniertages in neun von elf Spielen mit SSV-Beteiligung als Sieger vom Platz gegangen.
Bis zum voraussichtlichen Ende des Turniers und damit der Siegerehrung war noch einige Zeit, die manche zum Besuch im benachbarten Bad, die meisten allerdings zum Abbau der Zelte und Einpacken der Autos nutzten.
Und auch bei der abschließenden Ehrung aller Mannschaften zeigte der Ausrichter, wie man einen würdigen Abschluss einer solchen Großveranstaltung zelebriert. Alle teilnehmenden Mannschaften erhielten Urkunden, auf denen neben der Platzierung auch die Namen der Mitspielerinnen verzeichnet waren – eine tolle Geste.
Dann hieß es Abschied nehmen und fast war etwas wie Wehmut zu spüren – zwei solche Tagen schweißen einfach zusammen. Noch kurz sammelten sich alle Spielerinnen, Betreuer und Eltern, um auch ja niemanden in Tuttlingen zu vergessen. Nochmal ein Dank an alle mitgereisten Eltern und dann ging es ab auf die Autobahn.
Gegen halb acht erreichten auch die letzten Autos wieder die Vogelstang – im Gepäck zwanzig müde, aber hochzufriedene junge Volleyballerinnen, die aus Tuttlingen jede Menge Motivation und Spaß mitgebracht haben. Es war eine tolle Veranstaltung!
Mehr Bilder vom Turnier in Tuttlingen (geschützt durch Passwort) gibt es hier.