U15 mit bitterem Beigeschmack
Es sollte das erste große Highlight einer kurzen Beach-Volleyball-Saison sein. Am Ende überwog trotz Silbermedaille die Enttäuschung, aber auch eine Spur Fassungslosigkeit.
Der SSV war bei der nordbadischen Meisterschaft der U15 gleich mit drei Mannschaften am insgesamt mit sieben Teams besetzten Starterfeld gemeldet. Bei regnerischem Wetter ging das Turnier auf den Bruchsaler Beach-Feldern los. Die Auslosung hatte die Teams SSV1 und SSV3 in die gleiche Vorrundengruppe gebracht, während SSV2 in der anderen Vorrundengruppe ins Rennen ging.

Für SSV2 und SSV3 verlief die Vorrunde nicht sehr erfolgreich – ohne einen Sieg lagen beiden Teams am Ende auf dem letzten Platz ihrer jeweiligen Gruppe und konnten am Ende nur noch um die letzten drei Plätze spielen. Umso erfolgreicher dagegen SSV1, die sowohl gegen die eigene dritte Mannschaft als auch gegen das Team vom Heidelberger TV ohne Niederlage blieb.
Im Halbfinale gegen den Gruppenzweiten aus der anderen Gruppe (TSG Seckenheim) verlor das Team vom Trainerteam Annika Krauß und Amelie Müller dann zwar einen Satz, holte sich letztlich aber ungefährdet den 2:1-Sieg und damit den Einzug ins Finale.

Dort stand mit dem SVK Beiertheim der von Anfang an erwartete Gegner. Alles sprach für ein spannendes und ausgeglichenes Match und danach sah es zunächst auch aus. Beiertheim holte im 2-gegen-2 Satz 1, dafür gewann der SSV Satz 2, sodass es 1:1 stand. Wie schon im letzten Jahr an gleicher Stelle musste das Spiel im 4-gegen-4 seinen Gewinner finden. Doch die Minuten, die dann folgten, wird so schnell niemand vergessen. Denn offenbar hatte es noch in der Woche vor der Meisterschaft eine Regeländerung beim DVV gegeben, von der allerdings vor Beginn des Turniers außer dem Beiertheimer Trainer-Fuchs niemand etwas wusste. Er dafür umso besser und insofern konnte er seine Mannschaft mit völlig anderer taktischer Aufstellung spielen lassen als das sonst im 4-gegen-4 üblich ist. Die Ereignisse überschlugen sich dann förmlich, weil durch die „neue Regel“ allem Anschein nach die Rotationsfolge – eigentlich ein zentrales Element von allen Volleyball-Spielformen – außer Kraft gesetzt wird. Das nutzte der Beiertheimer Trainer geschickt und ließ seine beste Angreiferin dauerhaft über die „Außen“-Position angreifen. Ehe der SSV verstanden hatte, was da gerade passierte, war der Satz verloren und damit die Meisterschaft dahin.
Sicher kann man hier unterschiedlicher Meinung sein. Beiertheim wird ihren Trainer als „clever“ feiern und sich im Recht fühlen. Die Mannschaft von Beiertheim spielte natürlich auch gut, aber das alles stand letztlich im Schatten des Trainers. Aus rein sportlicher Sicht kann man sich auch fragen, wieso der besagte Trainer das Wissen um die Regeländerung nicht in der Woche vor dem Turnier allen Mannschaften zur Kenntnis gebracht hat, wie das echter Sportsgeist sicher gemacht hätte. Das ganze hinterlässt entsprechend mehr als nur ein Geschmäckle und erinnert den Autor dieser Zeilen an den Titel eines Buchs vom ehemaligen Tennis-Spieler Brad Gilbert – „Winning Ugly“. Es wäre einfach nur schön gewesen, wenn die beiden Mannschaften unter gleichen Vorzeichen ihre Kräfte hätten messen können.
Ein fragliches Licht wirft das ganze aber auch auf den Verband. Denn wie sich später herausstellte, war erst Ende Mai eine Neufassung der Regeln auf der Webseite des Verbands erschienen. Dass man an der U15 herumdoktert, seit dieser Wettbewerb vor wenigen Jahren aus der Taufe gehoben wurde – daran haben sich alle grummelnd schon gewöhnt. Wenn jemand aber mitten in der Saison neue Regeln veröffentlicht, zeugt für mich von einer maximalen Entfremdung vom Geschehen in den Vereinen. Unsere U15 war seit den Osterferien bei jedem Wetter auf den Beach-Feldern und hat sich gewissenhaft auf die Spiele vorbereitet. Wenn es also Regeländerungen geben soll, warum die dann nicht zeitig vor der Beach-Saison?
Stellt sich nur mal jemand vor, man kommt im Winter zu einem Spieltag der Erwachsenenrunde und dann kommt jemand in die Halle und sagt: „Seit gestern darf der Diagonalangriff nur noch mit links gemacht werden. Und übrigens: ich habe heute extra einen Linkshänder für die Position dabei.“ Undenkbar?
Die nächste Frage, die sich stellt, ist wieso im NVV niemand über die Änderung informiert wurde. Auch da lässt sich nach jetzigem Kenntnisstand nur spekulieren, dass auch die Kommunikation des DVV amateurhaft ist. Soll denn bei Meisterschaften derjenige gewinnen, der – aus welchen Gründen auch immer – besser als der eigene Verband neue Regeln kennt?
Die letzte und eigentlich am Ende wichtigste Frage ist aber die, nach welchen Regeln solche Meisterschaften in unserem Verband eigentlich gespielt werden. Grundsätzlich sollte es natürlich so sein, dass es nach den Regeln des DVV geht, weil man sich spätestens bei einer Deutschen Meisterschaft daran zu orientieren hat. Aber was ist, wenn der Verband am Abend vor unserer Meisterschaft in Nordbaden neue Regeln veröffentlicht hätte? Gelten die dann automatisch? Oder sollten bei so einer Meisterschaft nicht vielmehr jene Regeln gelten, die auf der Homepage des Verbands veröffentlicht sind? Die Frage stellt sich natürlich umso mehr, weil die aktuelle Regeländerung nicht nur kleinere Anpassungen beinhaltet – wie eine neue Zählweise oder Wechselmodalitäten. Die aktuelle Änderung greift massiv in die Spieltaktik ein und muss natürlich in Trainings erarbeitet werden.
Am Ende hinterließ dieses Turnier nicht nur eine sportlich enttäuschte Mannschaft des SSV, die sich über die Silber-Medaille nicht so recht freuen konnte, sondern vor allem ein extrem bitterer Beigeschmack, dass hier etwas massiv aus dem Ruder gelaufen ist. Dabei ist ein zweiter Platz bei nordbadischen Meisterschaften unter normalen Umständen ein tolles Abschneiden. Für das zweite und dritte SSV-Team reichte es an diesem Turniertag letztlich nur für die Plätze 6 und 7.