U18/U20 überrascht in Holzgerlingen
Es war die Geschichte der „Zehn kleinen Negerlein“, die Mannschaft und Betreuer im Vorfeld der ersten Teilnahme an diesem renommierten Turnier erlebten. Umso überraschender das Abschneiden.
Aus einem Kader von 13 Spielerinnen hatten sich recht früh zwei Spielerinnen für das Turnier abgemeldet, doch 11 sollten doch wohl reichen. Dann kam die Verletzung von Lisa – 10. Etwa zwei Wochen vor dem Turnier ereilte den Trainer die Absage von Berfin und Klara – eine musste auf ein Familienfest, die andere büffeln für eine wichtige Klausur – 8. Als nächstes musste Jana für Samstag absagen – sie hatte ein schulisches Projekt auf einer Messe vorzustellen – 7. Eine Woche vor dem Turnier verletzte sich Coco am Finger. Was zunächst nicht schlimm erschien, stellte sich als Bruch dar – 6. Und schließlich Vanne, die eine Woche einen heldenhaften Kampf gegen eine üble Erkältung kämpfte und einen Tag vor dem Turnier enttäuscht absagen musste. Ein Ersatz war schnell gefunden, denn mit Viola vom ASC war man sich gleich einig.
Tag 1
Was für eine wilde Aufstellung auf dem Spielfeld, als man gleich im ersten Spiel gegen die zweite Mannschaft des TSV TB München antrat. Lena und Caro sollten zum ersten Mal in ihrem Leben als Zuspieler und Diagonalangreifer antreten – das konnte eigentlich nicht erfolgreich enden. Doch auch die Gegner saßen mental noch im Auto und so gewann man das Spiel mit einer eher durchwachsenen Leistung.
Dass man damit bereits den stärksten Vorrundengegner geschlagen hatte, konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, aber weder SV Ochsenhausen noch VfL Oberjettingen konnten dem sich langsam entfaltenden SSV-Spiel etwas entgegensetzen. Etwas unverhofft stand man da mit einem Mal als Gruppensieger im Viertelfinale – wer hätte das gedacht!
Dort wartete mit dem VC Gotha eine Mannschaft, die man nach dem ersten optischen Eindruck einfach unterschätzen musste: doch dieser Fehler sollte sich übel rächen. Denn Gotha spielte ihre beste Partie des Tages und zeigte einen großen Kampf, während der SSV im Gefühl des Gruppensiegers kein Mittel fand. Den ersten Satz konnte man gerade noch in der letzten Spielsekunde – das Turnier wurde auf zwei Sätze gespielt, jedoch nicht länger als 12 Minuten pro Satz – den Ausgleich erzielen, aber in Durchgang zwei, in dem man lange führte, kippte das Spiel in den letzten Ballwechseln und am Ende unterlag man mit gerade einmal einem Ballpunkt. In Summe hieß das: Gotha im Halbfinale und der SSV spielte um die Plätze 5 bis 8.
Der Stachel der Niederlage saß tief. Davon konnte man sich zu Beginn des nächsten Spiels gegen VSG Ettlingen/Rüppur überzeugen. Die Power war weg – der Traum vom Finale zuvor geplatzt. Es fehlte an allen Ecken und ein 10:17 im ersten Durchgang war deutliches Indiz, dass die Luft raus war. Doch die Mannschaft fasste in der Satzpause neuen Mut und kam mit ebenso neuem Schwung zurück aufs Feld. Endlich lief das Spiel nun wieder, man gewann Durchgang 2 mit 15:10 und schien auch im Entscheidungssatz auf der Siegerstraße. Doch nur wenige Unkonzentriertheiten reichten, um das Spiel wieder ausgeglichen zu gestalten. Beim Abpfiff stand dennoch ein 12:11 auf der Anzeigetafel – man hatte das Spiel um Platz 5 erreicht.
Das sechste Spiel des Tages stand an. Würden die Kräfte nach diesem langen Tag reichen? Gegner in diesem Spiel war niemand anderes als eben jene Mannschaft, gegen die man das Turnier eröffnet hatte. Doch die Münchner hatten sich seit den Morgenstunden ebenfalls gefangen – eine Partie auf Augenhöhe entwickelte sich. Der erste Durchgang ging noch an München, der zweite an den SSV. Die Spannung war groß, doch das bessere Ende hatten die Münchner, die sich über ihren fünften Platz aber genauso freuen konnten wie der SSV über einen nicht erwarteten sechsten Platz.
Tag 2
Ein leckeres Abendessen, eine Party mit tollen Showacts und eine viel zu kurze Nacht später sollten die gleichen Mädchen – ergänzt um Nachzügler Jana – sich bei der U20 versuchen. Das Feld der acht Teams war zwar überschaubar groß, doch die Qualität war nicht zu verachten. Und so lag es nicht nur am Schlaf, der noch zwischen den Augen von so mancher Spielerin klebte, dass der Turnierauftakt gegen den FSV Marktoffingen gründlich in die Hose ging. Beim 7:22 und 11:16 war man in allen Belangen chancenlos.
Als man im zweiten Spiel gegen den Eichenauer SV sogar nur ein Unentschieden schaffte, schien der Traum vom großen Finale in weite Ferne gerückt. Doch nachdem man sich die Regularien des Turniers angeschaut und die Tabelle verstanden hatte, war klar, dass man mit einem deutlichen Sieg über den SV Leingarten noch den Sprung ins Halbfinale schaffen konnte.
Diese Aussicht ließ den SSV nun langsam wach werden. Plötzlich gelangen die Annahmen, kamen die Pässe vom Zuspiel und saßen die Angriffe – das sah schon sehr ordentlich aus, was der SSV da präsentierte. Der Lohn war nicht nur ein Sieg in zwei Sätzen, sondern auch in ausreichender Höhe, sodass man den Einzug ins Halbfinale geschafft hatte.
Bis dahin war es noch eine lange Zeit – Zeit, sich Gedanken zu machen. Nur noch ein Sieg und man wäre im Finale! Doch die Mannschaft der ausrichtenden SpVgg Holzgerlingen hatte ihre Vorrundengruppe gewonnen und machte nicht den Eindruck, dass ihre Serie reißen würde. Es entwickelte sich eine packende Partie mit vielen Emotionen auf beiden Seiten. Der SSV kam besser ins Spiel, die Angriffe bekamen immer mehr Härte und Präzision und auch in der Abwehr zeigten die SSV-Mädchen ihre Kämpferqualitäten. Verdienter Lohn war ein 12:10 im ersten Satz. Fast unverändert das Bild im zweiten Satz. Dort führte man über weite Strecken, ehe Zuspielerin Lena sich am Oberschenkel verletzte und ausgetauscht werden musste. Das Spiel bekam einen leichten Knick und eine 15:11-Führung kurz vor Ablauf der Zeit kippte noch in ein 15:16. Ein Nackenschlag für den SSV. Doch anstatt sich dem Schicksal hinzugeben, zeigte die Mannschaft Moral und Kampfgeist. Fast fehlerfrei das Spiel des SSV, Punkt für Punkt zog man davon und noch vor Ablauf der 10-Minuten-Karenzzeit für den Entscheidungssatz stand auf der Anzeigetafel ein 15:6 zu Buche. Finale, wir kommen!
Ähnlich wie am ersten Tag bei der U18 stand auch bei der U20 im letzten Spiel die gleiche Mannschaft auf der anderen Spielseite wie zum Turnierauftakt: FSV Marktoffingen hatte ohne Satzverlust den Einzug ins Finale geschafft und ging als klarer Favorit in die Partie. Doch anders als knapp sieben Stunden davor war es jetzt ein ausgeglichenes Spiel. Bis zum Stand von 11:11 war alles offen, ehe ein Aufschlagsfehler Marktoffingen einen Punkt schenkte und nach einem weiteren Punkt der Satz mit 11:13 verloren ging.
Auch im zweiten Satz blieb es eine tolle Begegnung. Doch etwa zur Hälfte des Satzes gelang es Marktoffingen, sich Schritt für Schritt abzusetzen, bis zum Erklingen des Spielendes ein 11:16 feststand. Die Enttäuschung währte nur wenige Augenblicke: denn man musste neidlos anerkennen, dass der Gegner verdient als Sieger vom Spielfeld ging, die SSV-Mannschaft jedoch ihre beste Leistung über die beiden Tage abgerufen hatte. Was die sieben Mädels an diesem Tag veranstaltet haben, war schon aller Ehren wert.
Und so fieberte man am Ende des zweiten Tages endlich einmal ganz anders einer großen Siegerehrung entgegen. Der Platz auf dem Podest wartete. Das feierliche Zeremoniell wurde so zum wahrhaft krönenden Abschluss eines tollen Wochenendes in Holzgerlingen.
11 Spiele an zwei Tagen, ein sechster und ein zweiter Platz – mit dieser hocherfreulichen Bilanz machte man sich auf die Heimreise.