Es gibt kaum spannendere Momente im Leben eines Jugendtrainers als den allerersten Spieltag eines Spielers oder einer Spielerin zu erleben. Es ist diese Mischung aus Nervosität, Anspannung und Vorfreude, die sich schon Tage oder Wochen davon spüren lässt. Endlich will man das Geübte im Spiel gegen andere Mannschaften anwenden, hat aber gleichzeitig keine Ahnung davon, was einen dort erwartet.
Es gibt nur eine Steigerung: wenn der erste Spieltag des eigenen Sohns oder der eigenen Tochter ansteht. Morgen ist es nämlich so weit: mein Töchterchen Amelie darf zu ihrem ersten „großen“ Einsatz bei der U13 mitfahren. Seit Tagen gibt es nur wenig andere Themen bei uns zu Hause. Ständig kommt ein: „Ich freu mich so auf Sonntag!“ – „Bekommen wir da auch richtige Trikots?“ und „Darf ich da auch spielen?“ sind die zweithäufigsten Fragen, die uns Eltern an ihrer Gefühlswelt teilhaben lassen. Ach ja, vielleicht sollte ich dazu sagen, dass meine Frau Simone das Vergnügen haben wird, die neu nachgemeldete U13 beim Spieltag in Wiesloch zu coachen. Zusätzlich eine schwierige Situation.
Wir haben es ja kommen sehen, dass es irgendwann so weit sein wird, dass wir unsere eigene Tochter in einer unserer Mannschaften haben werden. Sie hatte schon lange keinen Zweifel aufkommen lassen, dass sie Volleyball spielen will und das auch mit allen Konsequenzen. Doch auch wenn wir – wie die meisten Eltern – davon ausgehen, die besten Kids auf Erden zu haben, umschleicht uns diese schummerige Gefühl, wie das wohl klappen wird, wenn Vater oder Mutter als Trainer am Spielfeldrand stehen. Schließlich sind wir nicht die ersten Trainereltern, die sich dieser Aufgabe stellen und man hat schon oft genug gesehen, welcher Drahtseilakt das für Eltern und Kids immer bedeutet.
Das eigene Kind fordern und fördern, aber eben nicht den anderen vorziehen. Vom eigenen Kind etwas erwarten, aber die Erwartungen trotzdem nicht zu hoch wachsen zu lassen. Und darin liegt die Krux: denn wo immer ich eine solche Situation erlebt habe, war es genau dieses Problem, dass die Eltern vom eigenen Kind mehr erwartet haben als von den anderen. Keiner macht das mit Absicht, aber letztlich übertragen sich die Hoffnungen, die man früher einmal an die eigene Volleyball-Karriere gestellt hatte, doch allzu leicht auf die eigenen Sprösslinge. Man sieht die Chance, mit der richtigen Förderung mehr aus dem sportlichen Potential zu machen als man es vielleicht selbst geschafft hat und schon lasten allzu großen Erwartungen auf der sportlichen Karriere des eigenen Kids.
Natürlich freue ich mich für meine Tochter und fiebere an dem Tag auch ganz sicher mit. Und natürlich hoffe ich mit ihr, dass es ihr Spaß macht und vielleicht sogar Erfolgserlebnisse dabei sind. Aber gleichzeitig heißt es auch „Ball flachhalten“ und sie eben nicht mit Erwartungen zu belasten.
Vermutlich ist es gut, dass ich zur gleichen Zeit selbst mit einer anderen Mannschaft in einer anderen Halle unterwegs bin.
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