Ein besonderes Auswärtsspiel

In meinem ersten Blog-Eintrag muss ich Euch von einer kleinen Weltreise berichten, die ich gerade am letzten Wochenende überstehen durfte. Es ging zum Auswärtsspiel in die Verbands-Diaspora. Zumindest aus unserer Sicht im abgelegensten Teil unseres Verbands wartete der SV Schlierstadt im lauschigen Osterburken auf zwei Gastgeber aus dem Rheintal. Es war ein ungemütlicher Novembertag, an dem es nur ein Mal regnete. Der Spielbeginn war auf Wunsch einer der Mannschaften auf 14 Uhr vorverlegt worden, sodass sich der Konvoi von Autos schon um halb zwölf in Mannheim aufmachte. Wer nun glaubt, dass es zu einem Oberliga-Spiel ging, der irrt. Elf Spielerinnen, zwei Betreuer und vier Spielerinnen-Väter kämpfen in der Bezirksklasse um Ball- und Spielpunkte. Doch durch die dramatisch geschrumpfte Anzahl von Vereinen mit Volleyball-Damenmannschaften muss man schon in der Bezirksklasse bereit sein, anderthalb Stunden Fahrzeit für ein Auswärtsspiel zu akzeptieren. Man mag sich garnicht ausmalen, wie es Schlierstadt ergeht, die zu fast jedem Spieltag diese Anreise zu überstehen haben.

Zurück zum Spieltag. Es regnete in Strömen, als die Autos Mannheim verließen und es regnete noch immer in Strömen, als sie ziemlich genau acht Stunden später wieder heimkehrten. Dazwischen lagen fast zwei Stunden Anreise, weil sich die Änderung der Spielhalle unerklärlicherweise nicht bis zu den Navigatoren herumgesprochen hatte. In der zunächst angefahrenen Halle wurde man bereits freudig zum Weinfest begrüßt, aber nach Wein war um zwei Uhr mittags noch (fast) keinem der mitgereisten Betreuer zumute.

Von den Spielerinnen überhaupt nicht zu sprechen. Ach ja, die Mannschaft – meine Mannschaft, die 2. Damen vom SSV Vogelstang – das sind die “New Kids on the Block des Volleyball”, sicher der beste Haufen jugendlicher Volleyball-Spielerinnen, die sich ein Trainer wünschen kann. Das dürfen die Mädels natürlich nicht wissen, aber es stimmt einfach. Es ist eine echt klasse Truppe mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 14, die – eher durch einen Zufall – den Aufstieg in die Bezirksklasse geschafft hatte und dort munter mithält. Vom Weinfest wollte also niemand etwas wissen.

Trotz strömendem Regen wurde die richtige Halle dann doch noch gefunden. Dank der Irrfahrt durch wahrscheinlich schöne Landschaften erreichten wir das Ziel zwar sehr spät, aber nicht zu spät. Von Spiel selbst gibt es nur wenig zu berichten. Meine Mädels waren überlegen und sie wussten das von Anfang an. Das Ergebnis war ein Spiel, das man eben spielt, wenn man nicht 100% geben muss. Es reichte trotzdem – auch mit etwas Glück im zweiten Satz – für ein glattes 3:0 nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit.

Doch der Spieltag hielt noch ein kleines Extra für alle Beteiligten bereit. Denn das zweite Spiel des Tages zog sich über sage und schreibe fünf nicht enden wollende Sätze. Sicher, für die am Spiel Beteiligten war es eine spannende Angelegenheit. Doch für Mannschaft, Betreuer und mitgereiste Fans meiner Mannschaft war es eine wahre Geduldsprobe. Und das alles im sicheren Wissen, dass auch nach Spielende – sollte es denn jemals erreicht werden – noch unerfreuliche anderthalb Stunden Fahrzeit vor der Heimkehr lagen. So manche Abendplanung musste umorganisiert werden. Unter den Eltern scherzte man schon, ob man nicht sicherheitshalber Zimmer in einem Landgasthof suchen sollte. Doch auch dieses Spiel fand am Ende einen Sieger.

Draußen vor der Halle war es längst dunkel. Der Regen prasselte nur so herunter, als sich die Autos endlich, ja endlich auf den Weg machten. Eine Stunde lang durfte man seinem Hobby – dem Spielen von Volleyball nachgehen. Ganze acht Stunden war man dafür unterwegs. Um halb acht fand die (Tor)tour ihr Ende. Auf dem Hinweg hatte ich mich über mangelnde Unterhaltung durch die Gespräche zweier Spielerinnen auf dem Hintersitz noch nicht beklagen können. Auf dem Rückweg war es totenstill, sobald der Motor angelassen war. Eine Spielerin (13) war kurz nach der Abfahrt eingeschlafen und erst kurz vor Mannheim wieder aufgewacht. Ein wenig neidisch schielt man dann schon montags auf die Tabellen in der Tageszeitung, wo man für die Spiele der Bezirksklasse im Fußball die Stadtgrenzen von Mannheim nicht einmal verlassen muss. Das ist wohl der Preis dafür, dass Volleyball eine Randsportart (geworden) ist. Dem Verband kann man für die Staffeleinteilung keine Schuld zuweisen – wenn es zu viele weiße Flecken auf der Karte gibt, werden die Anfahrtswege einfach weiter.

Doch wenn man für eine Stunde Volleyball acht Stunden unterwegs war, dann weiß man, was Engagement wirklich bedeutet.

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